Mehr Online-Spenden in 2020
Die wichtigsten Fakten zur digitalen Spendenentwicklung in Deutschland und der Schweiz
Wir haben gemeinsam mit unseren Online-Fundraising Partnern RaiseNow und Altruja eine Analyse des digitalen Spendenverhaltens in der Schweiz und in Deutschland in 2020 durchgeführt. Haben Spenderinnen und Spender eher hohe oder niedrigere Beträge gespendet? Gingen Spenden eher an kleine oder große Organisationen? Wann haben Menschen vor allem gespendet und welche Zahlungsmethode wurde dabei am häufigsten verwendet? Diese Fragen werden durch die Analyse beleuchtet und zeigen einen Trend im Vergleich zum Vorjahr auf.
Folgendes vorab: Die gesammelten Daten der deskriptiven Analyse bilden nicht alle Online-Spenden in Deutschland und der Schweiz ab, sondern beruhen auf verarbeiteten Spenden von Kunden über die Spendenformulare von RaiseNow (Schweiz) und Altruja (Deutschland) . Beide zählen zu den führenden Anbietern von Online-Fundraising-Lösungen in der Schweiz und Deutschland.
Schweizer und Deutsche spendeten 2020 mehr online
In der Schweiz stiegen die Transaktionen und Einnahmen im Jahr 2020 sowohl für einmalige als auch für wiederkehrende Spenden im Vergleich zum Vorjahr. Einmalige Spendentransaktionen stiegen demnach um ganze 73 Prozent und wiederkehrende Spendentransaktionen um 44 Prozent. Dies ließ die Einnahmen von Spenden um 66 Prozent bzw. 39 Prozent steigen.
Auch bei den Transaktionen und Einnahmen von Spenden in Deutschland konnte 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg verzeichnet werden. Hier stiegen die Spendentransaktionen um 41 Prozent bei einmaligen Spenden und um 32 Prozent bei wiederkehrenden Spenden. Die Einnahmen stiegen dabei im Verhältnis zum letzten Jahr etwa um 41 Prozent bzw. 43 Prozent.
Zuwachs bei allen Organisationsgrößen
Sowohl der Blick in die Schweiz als auch nach Deutschland zeigt, dass Organisationen jeglicher Größe einen Anstieg an Spenden verzeichnen konnten. Wenige große Organisationen generierten dabei den größten Teil der Online-Spenden. Kleinere Organisationen hatten aber den größten prozentualen Zuwachs, sowohl bei den Transaktionen als auch bei den Einnahmen.
Bei den Spendeneinnahmen in der Schweiz konnte die Kategorie „Entwicklungs- und Katastrophenhilfe“ die meisten Einnahmen generieren. Insgesamt wurden für Organisationen dieser Kategorie höhere Beträge gespendet.
In Deutschland wurde bei Non-Profit-Organisationen in der Kategorie „Soziale Hilfe und Menschenrechte“ sowohl bei den Spendentransaktionen als auch bei den Spendeneinnahmen der stärkste Anstieg verzeichnet. Die Kategorien „Behinderung, Erkrankung und Gesundheit“ sowie „Politische Kampagnen und Initiativen“ – welche eine vergleichsweise kleine Teilmenge ausmachen – bekamen weniger Online-Spenden als im Jahr 2019. Hier gingen sowohl die Spendentransaktionen als auch die Spendeneinnahmen im Jahr 2020 leicht zurück.
Zahlungsmethoden wie Twint und kleine Beträge attraktiv
In der Schweiz lagen 81,8 Prozent aller Transaktionen bei 100 Franken und weniger. Jedoch generierten Spenden von über 100 Franken den Großteil des Umsatzes (ca. 65,2 Prozent) für die Organisationen.
In Deutschland sah es ähnlich aus – hier waren 84,6 Prozent der Spenden 100 Euro oder weniger. Auch hier generierten die Spenden über 100 Euro 65 Prozent des Umsatzes, obwohl diese nur 15,4 Prozent der Transaktionen ausmachten.
Wenn Spenderinnen und Spender zur Auswahl der Zahlungsmethode kamen, wurden Anbieter wie Twint oder PayPal in der Schweiz vermehrt genutzt, um Online-Spenden durchzuführen. Twint konnte hier einen Anstieg von 257 Prozent und PayPal von 222 Prozent verzeichnen. „Twint ist die beliebteste Methode zum Spenden in der Schweiz geworden. Vor allem für kleine Spenden, aber auch bei großen Spenden holt es auf“, sagt Daniel Barco, Data Scientist bei getunik und RaiseNow.
Bei größeren Spendenbeträgen wurde immer noch oft zur Kreditkarte gegriffen. In Bezug auf den Umsatz sind also auch weiterhin die Kreditkarte aber auch der Einzahlungsschein relevant.
Paypal in Deutschland am meisten genutzt für Online-Spenden
In Deutschland gewannen im Vergleich zum letzten Jahr vor allem die Zahlungsmethoden PayPal und SOFORTÜberweisung an Beliebtheit. Verglichen mit 2019 wurden 63,6 Prozent mehr Spendeneinnahmen über PayPal und 61,4 Prozent mehr Einnahmen via SOFORTÜberweisung generiert. Auch hat PayPal in Bezug auf den Umsatz an Bedeutung gewonnen, allerdings in einem geringeren Ausmaß. Ähnlich wie in der Schweiz wurde auch in Deutschland ein Großteil der kleinen Spendenbeträge über Anbieter wie PayPal abgewickelt. Außerdem ist bei deutschen Spendern das Zahlen via SEPA attraktiv. Größere Spenden wurden mit SEPA, aber vermehrt auch mit PayPal durchgeführt. „PayPal ist und bleibt die meistgenutzte Methode für Spenden und ist nun auch das wichtigste Zahlungsmittel in Bezug auf die Einnahmen“, sagt Daniel Barco von getunik und RaiseNow.
Morgens wird am liebsten gespendet
Auch der Spendenzeitpunkt ist interessant. 2020 haben Spenderinnen und Spender in der Schweiz vor allem mittwochs morgens und freitags morgens gespendet. Gleichzeitig stieg das Spendenaufkommen nach den Verkündungen der unterschiedlichen COVID-19-Maßnahmen kurzzeitig an. In der Schweiz wurde beispielsweise während des ersten COVID-Lockdowns ab 16. März 2020 – in der Zeit, als landesweit Restaurants und Freizeiteinrichtungen schließen mussten – höhere Spendeneinnahmen als im Vorjahr verzeichnet. Einen Zusammenhang zwischen den COVID-Maßnahmen und einem höheren online Spendenvolumen wurde in dieser Studie jedoch nicht statistisch ausgewertet und lässt sich deshalb nur erahnen.
In Deutschland wurde in 2019 oft am Montagabend gespendet, wobei in 2020 der Montagmorgen beliebter war.
Weihnachten mehr Online-Spenden
Schaut man sich die Einnahmen pro Monat mit den gemeinsamen COVID-Maßnahmen in Deutschland an, kann man sehen, dass in der Zeit nach der ersten großen COVID-Maßnahme am 23. März 2020 – bei der unter anderem die Zahl der Personen, welche sich treffen durften, limitiert wurde – die Spendeneinnahmen anstiegen. Eine Kausalität zwischen den höheren Online-Spendeneinnahmen und dem Lockdown wurde auch hier nicht statistisch ausgewertet.
Ob in der Schweiz oder in Deutschland – zum Jahresende wird generell mehr gespendet. So wurden in den Jahren 2019 und 2020 ca. 27 Prozent der Online-Spenden von Schweizer Organisationen zwischen dem 15. November und 31. Dezember erzielt. Für deutsche Organisationen sind es im gleichen Zeitraum sogar ca. 55 Prozent. Insbesondere auch den Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr gilt es zu beachten. Hier wurden 5,1 Prozent (Schweiz) bzw. 7,2 Prozent (Deutschland) der Jahreseinnahmen generiert.
Starkes Online-Spendenjahr 2020
Generell zeigt die Analyse, dass nur jede 5. bis 7. Spende 100 Euro bzw. Franken übersteigt. Trotzdem machen diese höheren Spenden fast zwei Drittel der gesamten Einnahmen aus. Die Höhe der Spende ist somit entscheidend für die Generierung von Einnahmen. Organisationen sollten weiterhin einen Fokus auf höhere Spendenbeträge über 100 Euro/Franken legen, da hier der größte Umsatz generiert wird. Zielführend kann hier eine Conversion-Optimierung durch individualisierte Spendenbeträge sein. Spenderinnen und Spender sollten außerdem die Möglichkeit haben, mit Twint und PayPal zahlen zu können. Insgesamt konnten von der höheren Online-Spendenbereitschaft sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland Organisationen aller Größen profitieren. Die Analyse zeigt: Die Zukunft des Fundraisings liegt in der Digitalisierung. „Kanalübergreifend“ und „spendenzentriert“ sind hier wichtige Schlagwörter für den Erfolg.
Die Daten der kompletten Studie rund um das Thema „State of Digital Fundraising 2020“ stehen als Whitepaper zur Analyse zur Verfügung. Zum Download kommen Sie hier.